Freitag, 12. März 2010

Noch 48 Stunden ...

...und ich kann die letzte Zigarette wieder im Bett rauchen statt auf der Kloschüssel.

Kapitän Ahab hat sich mittlerweise als durchgeknallter Irrer geoutet der nicht nur mit Jack White über Roland Kaiser tratscht, sondern auch durch das Haus wandert um ab und zu mit einem sehr kräftigen und wirklich schönen Bass irgendein russisches Lied zu singen.
Eines. Immer wieder. Das selbe Lied. Und nur die erste Strophe.
Nach dem Abendbrot setzt er sich immer neben das Internetterminal um "nach diesem Fußballspieler" googeln zu lassen. Keine Ahnung wen er meint. Vielleicht sogar sich selbst. Aber es scheint ihm so wichtig zu sein das er dort in Lauerstellung wartet bis jemand den PC freischalten lässt. Die meisten schreckt das ab. Die ältere Dame mit Kleinkind die ihn nicht kannte hat jedenfalls ihre Hilfsbereitschaft bitter bereut wie ihr deutlich anzusehen war. Ihre hilflosen, flehenden Blicke wurden von jedem den sie trafen mit einem aufmunternden, mitleidigen Lächeln belohnt. Aber helfen konnte ihr trotzdem keiner.
Und wollte es auch nicht. Wie gesagt, der Mann ist definitiv verrückt.
Als er sich heute an seinen Stammplatz vor den Monitor setzte floh sofort der dort sitzende Mann und Ahab sah sich nach einem neuen Opfer um. Da wirklich jeder in der Nähe in diesem Moment auf dem Boden nach irgendetwas suchte erhob er seine Stimme und rief in die Runde ob ihm jemand helfen könne. Seien hier irgendwo Jugendliche, rief er.
Ich will nicht kokettieren, aber ich befürchtete instinktiv er könnte mich für einen solchen halten und verkroch mich hinter meinem Laptop. (Nie war ich froher mir nicht eines dieser winzigen Netbooks gekauft zu haben. Schlechtes Versteck, zu kleiner Monitor.)
Nun, er stand auf und ich bemerkte aus den Augenwinkeln wie er meinen Tisch ansteuerte der untote Seemann. "Guten Abend, junger Mann", dröhnte er. Ich sah allerdings nicht auf und sprach nur laut, deutlich und mit fester Stimme "Nein!"
Und was soll ich sagen, es klappte. Das "Nein", das natürlich bedeutete "Quatsch mich bloß nicht an! Komm noch nicht mal auf die Idee auch nur in Erwägung zu ziehen mich vollzulabern. Nie im Leben! Nie! Hörst Du?", erzielte die erwünschte Wirkung. Er hob entschuldigend die Arme (ich sah immer noch nicht hoch und hatte meine Augen an "Ipod wird synchronisiert" festgetackert) und schlurfte "Ich wollte doch nur sagen das Du immer so viel arbeitest hier abends" murmelnd an mir vorbei. Ich war gerettet.

Er wohnt witzigerweise auf demselben Flur wie ich. Zu meinem Glück am anderen Ende.
Am Ende dieses Flurs hier, der mich an Shining erinnert. Entweder Zufall oder Gottes Rache an einem Atheisten.


Und dann hier noch ein paar Impressionen von meinem ersten Solo-Spaziergang zum Strand. Nebelsuppe, aber schön.





1 Kommentar:

Gerhard Koepke hat gesagt…

Sehr schöne Fotos und Geschichten. Danke dafür. :-)